Heute morgen stemme ich Gewichte.
Das tut gut und ist nötig, damit mein Rücken gesund bleibt.
Mein Therapeut ist zufrieden mit mir. Manchmal passiert es allerdings, dass er aus Versehen die Gewichte nicht korrekt einstellt. Ab und zu verwechselt er mich in seinem Computersystem mit einem gewissen, mir unbekannten Olaf Röttger. Dann bin ich im ersten Moment verwundert über die neue Last, kämpfe aber tapfer und denke am Ende nur:
Das fühlt sich an wie Olaf.
Zu schwer.
Zu viel.
Dieses Level habe ich noch nicht erreicht.
Übergewicht!
Wenn ich diese Gewichte ziehe, drücke, stemme kommt mir oft in den Sinn, wie gut es wäre, hier nicht nur meine Gesundheit und meine Muskeln, sondern auch gleich die Wachheit, die Geduld, die Liebe, die Aufmerksamkeit, die Großzügigkeit und die Alltagsfreude mit aufzubauen.
Denn da fühle ich mich schwach.
Zeige nach außen mehr, als innen ist.
Aber ich will mich öffnen für diese Schwäche, bei der es so viel schwerer ist, dagegen anzukämpfen. Ehrlich zu mir selber zu stehen. Zu meinen Macken. Zu meinen Befindlichkeiten. Vielleicht auch Empfindlichkeiten. Vielleicht kann es dann auch leichter werden, meinen Mitmenschen in ihrem Anderssein zu begegnen. Sie anzunehmen. Zuzulassen. Ohne Bewertung. Ohne es besser wissen zu müssen.
Überhaupt: Das eigene Fühlen und Wollen kennen und aussprechen lernen. Verantwortung für mein Leben und Denken übernehmen. Mich auf das Gute und Schöne in meinem Leben ausrichten. Auf die Freude und nicht den Schmerz. Gottes gnädigen und liebevollen Blick auf mir ruhen lassen. Und seine Worte in´s Herz fallen lassen, die mir sagen:
Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig!
Dann kann alles leichter werden.
Und das Leben fühlt sich nicht mehr an wie Olaf.
Foto: unsplash | John Arano