Als sich vor fünfzehn Jahren unser erstes Kind ankündigte, war ich überglücklich. In mir wuchs ein kleines Wesen heran, dessen Entwicklung ich nicht oder nur sehr wenig in der Zeit der Schwangerschaft beeinflussen konnte. Natürlich versuchte ich mich noch gesünder zu ernähren, rührte in dieser Zeit kein einziges Glas Rotwein mehr an und achtete insgesamt sehr auf mein „Bauchgefühl“.
Aber ich freute mich auch über die Möglichkeit, alle möglichen äußerlichen Vorbereitungen treffen zu können. Ein kleines Bett wurde aufgestellt, ein Kinderwagen gekauft, ich blätterte in Büchern mit Vornamen und als ich die winzige Babykleidung in den Schrank sortierte, versuchte ich mir das Mädchen vorzustellen, dass ich in nur wenigen Wochen im Arm halten würde. Schon damals ahnte ich: mit Ankunft dieses Menschen wird sich mein Leben grundlegend ändern.
In der Zeit des Advents bereiten wir uns auf die Geburt Jesu vor.
Wenn er sich ankündigt, haben wir möglicherweise das Gefühl, unser Leben vorher ordnen und sortieren zu müssen. Wie so oft am Tag fangen wir auch bei ihm an, möglichst einen guten Eindruck zu machen.
Denn wir merken eigentlich bei ganz vielen Gelegenheiten, dass wir immer wieder in die selben Fallen tappen. Wir so viel verkehrt machen. Immer wieder „sündigen“.
Und jedes Jahr aufs Neue nehmen wir uns vor, diese Dinge zu ändern. Umzukehren. Neu anzufangen.
Doch das klappt nur selten. Lieber verstecken oder ent-schuldigen wir unsere Schwächen und Fehler. Wir strampeln uns ab und verkrampfen und geben letztlich frustriert auf.
Lebensfreude? Freiheit?
Fehlanzeige.
Doch Jesus hat kein Interesse an unserer makellosen Fassade. Unserem Wunsch nach Veränderung setzt Jesus den Gedanken der Verwandlung entgegen. Jesus nimmt jeden Menschen grundsätzlich so an wie er ist und liebt ihn bedingungslos. Er nagelt niemanden auf sein Versagen fest. Bei ihm kommt zuerst die Zuwendung, die Achtung und die Wahrnehmung.
Bei Jesus gibt es keine Ablehnung, kein Vorwurf, kein „Du sollst“.
Das macht Mut!
Auch du musst deine dunklen Seiten nicht vor ihm verstecken. Du musst nicht erst Ordnung schaffen, damit Gott einkehrt in dein Herz. Du musst ihm nichts vormachen. Du musst dich nicht selbst ent-schuldigen.
Gott hat dir alle Wege geöffnet. Voller Vertrauen darfst du zu ihm kommen und ihm dein ganzes Leben bringen. Er wird es zur Vollendung bringen.
Er wird dein Herz heilen, indem er darin einkehrt – wenn du es nur zulässt. Seine Liebe wird nicht in erster Linie dort sichtbar, wo heile Welt ist, sondern dort, wo Heilung gebraucht wird.
Möge er dir heute helfen und alles von dir nehmen, was dich hindert ihm nahe zu sein.
Jesus Christus gebe dir alles, was fördert bei ihm zu bleiben.
Der Heilige Geist umfange dich ganz und gar mit seiner Liebe.
Amen