Mein Sohn fragt, ob wir zusammen rausgehen wollen.
Schöne Idee!
Ich laufe, er fährt mit dem Fahrrad nebenher.
Er ist so ein freundlicher, gut gelaunter Begleiter.
Unterwegs sprudeln die Worte aus ihm heraus und er stellt viele Fragen.
Ich habe Mühe zu antworten.
Weil ich nicht immer sofort eine Antwort parat habe.
Oder einfach weil ich mich auf meinen Atem konzentrieren muss, um nicht aus der Puste zu kommen.
Diese Woche zu zweit hat etwas mit uns gemacht. Ich weiß ja, wie wichtig es ist, mit einem Kind auch einmal Zeit allein zu verbringen. Eins-zu-Eins-Kontakt sozusagen. Das hört man immer wieder. Doch ich schaffe es nicht. Oder nur sehr selten. Unregelmäßig. Und wenn, dann gefühlt nur wenige Minuten.
Und nun hatten wir fünf Tage. Zeit genug, um mich ganz auf ihn einlassen zu können. Und er will diese Nähe und kann sie zulassen, weil er spürt, dass ich ganz für ihn da bin. Ich erlebe meinen Sohn ruhig, entspannt, offen, einfach freundlich. Eine Woche, in der er die zwei Großen, der Maßstab aller Dinge, nicht übertrumpfen muss. Er nicht auffallen muss, um beachtet zu werden. Er darf reden, weil er nicht ständig unterbrochen wird oder warten muss, bis die anderen fertig sind. Das Los des Jüngsten.
Diese Woche: ein Geschenk. Ich bin entspannt, allein durch die Abwesenheit von Streit und Krach im Haus. Und ich lerne so viel. Lerne meinen Sohn noch einmal ganz anders kennen. Und ich entdecke viel. Über das Leben. Über ihn. Und so auch über mich.
Ich fühle mich wieder sehr verbunden mit ihm und darf ihm meine Liebe schenken. Muss meine Aufmerksamkeit nicht teilen. Und das lässt ihn aufblühen. Ich sehe den Schatz in ihm.
Das, was schon da ist.
Und ahne, was werden wird.
Foto: unsplash | Bruno Nascimento