Eine Woche lang steht ein großes Zirkuszelt auf dem Schulhof.
Eine Woche lang ist der Zirkus die Schule.
Eine Woche lang gibt es hier völlig neue Wege, sich selbst zu entdecken.
Seine Fähigkeiten zu entwickeln.
Sich auszudrücken. Zu bewegen.
Mutig zu sein. Seine Grenzen zu verschieben.
Sich etwas zu trauen. Sich selber etwas zuzutrauen.
Und zu vertrauen:
Dass eine Hand, ein Arm mich hält.
Und ein Seil mich trägt.
Eine Gruppe zusammensteht.
Gestern Morgen verlässt mein Zweitklässler das Haus.
Und am Mittag kommt ein stolzer Fakir und Feuerspucker nach Hause.
Eine müde Viertklässlerin trottet morgens zur Schule.
Und tritt später als angehende, gefeierte Trapezkünstlerin den Heimweg an.
Hüpfend. Leichten, freudigen Herzens.
Übervoll von Eindrücken und Erlebnissen.
Aus schweigsamen Grundschulkindern werden plötzlich Plaudertaschen.
Weil da etwas ist, was sie wirklich packt.
Ich erkenne im Fakir meinen Sohn.
In der Trapezkünstlerin meine Tochter.
Das ganze Tun im Zirkus bewegt das Sein meiner Kinder.
Was für eine Verwandlung!
So ein Zirkusdirektor möchte ich sein.
Foto: unsplash | Mark Williams