Letzte Nacht werde ich um drei Uhr wach.
Unsere Tochter träumt schlecht und kommt zu mir ins Bett.
Sie schläft weiter. Ich nicht.
Es geht nicht.
Weil ich ein Kind im Bett inzwischen gar nicht mehr gewöhnt bin.
Und auf einmal ist alles unbequem.
Mein Kissen und die Matratze.
Die Rückenlage. Die Seitenlage.
Und dann kommen die Gedanken.
Schatten melden sich zu Wort.
Ängste greifen an. Mit ungewaschenen Händen und ohne Sicherheitsabstand.
Da tauchen Situationen vom vergangenen Tag auf.
Innere Dialoge entspinnen sich.
Fragen werden groß.
Was ich hätte besser machen können.
Sagen können. Schreiben können. Oder hätte lassen sollen.
Und was die nächsten Wochen wohl bringen.
Gedanken, die sich wie eine Katze auf sanften Pfoten anschleichen und neben mich legen.
Weil ich ihnen am Tag vielleicht zu wenig Beachtung geschenkt habe.
Weil sie tagsüber in mir toben und ich keinen Moment für mich war, um sie in Ruhe zu sortieren.
Es sind Gedanken, die ich nachts nicht voneinander trennen kann.
Nicht einteilen kann in wichtig und unwichtig.
Gedanken und Gefühle, die ich dann leicht mit echten Sorgen verwechsle.
Nein, ich bin kein Freund der Nacht. Nicht der Dunkelheit, nicht der Finsternis.
Ich liebe es, mein Gesicht, mein ganzes Wesen dem Licht entgegenzustrecken. Der Sonne.
Aber jetzt, zwischen drei und vier Uhr morgens, versuche ich, das Dunkel auszuhalten.
Ich stehe nicht auf. Mache das Licht nicht an. Lenke mich nicht ab.
Ich halte aus. Mich, meine Gedanken und Gefühle.
Ich lasse sie kommen. Und lasse sie wieder ziehen.
Ich lasse es gut sein.
Ob der vergangene Tag nun gut war oder nicht.
Ob ich erreicht habe was ich wollte oder nicht.
Die Nacht fragt nicht nach meiner Leistung. Ob viel, ob wenig.
Ich gebe es aus der Hand.
Ich lasse die Dinge von gestern ruhen.
Die Sorgen über das Kommende still stehen. Und die Angst draußen warten.
Ich schließe die Augen wieder.
Lausche auf das Leben im Kopfkissen neben mir.
Werde still. Werde ruhig.
Auf jede Nacht folgt ein neuer Morgen.
Der Morgen ist bisher immer gekommen.
Mit ihm das Licht und die Sonne.
Und ein blauer Himmel.
Ich lasse mich fallen und schlafe ein.
Der neue Morgen ist nun da. Und die Sonne auch.
Ich sitze in der Küche, schlürfe am heißen Tee und höre Musik aus meiner Playlist.
Und siehe da, ein Lied von Sefora Nelson wird mir vorgeschlagen.
Es ist einer Hymne voll Trost und Hoffnung:
Steh mir vor Augen, auf dich will ich sehn.
Herr, deine Wahrheit allein wird bestehn.
Sei du mir nahe bei Tag und bei Nacht.
Wach oder schlaf ich, hab du auf mich acht…
Foto: unsplash | Thomas Ellmenreich