Zeugnistag.
Wieder ein Halbjahr vorbei.
Worauf schaue ich?
Wahrscheinlich nicht immer auf das Gute in und an meinen Kindern.
Wahrscheinlich öfter auf die Schwierigkeiten.
Auf das, was nicht so läuft.
Und wahrscheinlich sehr oft nur auf das, was I C H mir für sie wünsche. Erhoffe. Erträume…
Dabei bist du, mein Kind, so gut.
Unabhängig von den Noten, die du mit nach Hause bringst.
Du bist so gut, so einzigartig. In deinen Stärken. In deinen Schwächen.
Nein, du bist nicht nur gut. Du bist wunderbar!
Fehlende Konzentration?
Ja, ich weiß, dass deine Gedanken manchmal ganz woanders sind. Nur nicht bei der Mathearbeit, die geschrieben werden muss. Ich weiß, dass träumen manchmal hilft, der Realität auszuweichen.
Ich weiß auch, dass ich nicht alles mitbekomme. Deine Erlebnisse.
Ungerechtigkeit. Ungeduld. Nichtverstehen. Zeitnot. Streit.
Ich bemerke nicht, wie du dein Pausenbrot teilst. Den Fegedienst erledigst. Treu bist im Klassenbuchdienst.
Wie du tröstest und hilfst.
Ich sehe nur, dass du oft müde bist.
Müde und kaputt nach einem langen Schultag.
Deshalb mein Kind: Du bist wunderbar!
Du bist klug. Und hast so schöne Augen. Du bist so unglaublich witzig. Bringst uns jeden Tag zum Lachen. Du malst traumhafte Bilder. Deine Stimme, dein Gesang erklingt durch unser Haus und wir wissen: Du bist da. Du lebst.
Mein Kind: Du bist gewollt. Geliebt.
Du musst nicht werden. Du bist schon.
Du bist ein Stück Himmel auf der Welt.
Foto: unsplash | Annie Spratt