Während eines der letzten Sommerwochenenden des Jahres vorüberzieht, liege ich für eine Pause im Liegestuhl im Garten und schaue.
Um unser Haus herum gibt es viele alte Bäume.
Und mein Blick bleibt an der Eiche hängen.
Groß und stattlich ist sie.
Schön anzuschauen mit ihrer üppigen Krone.
Sicher steht sie da schon 80 Jahre oder länger.
Sie gibt uns Schatten und gute Luft.
Den Tieren im Garten Schutz und Nahrung.
Und ist Jahr für Jahr einfach nur da.
Und heute, als ich da liege und den Baum betrachte, merke ich, wie beruhigend es ist, dass er da ist.
Ich kann mich darauf verlassen.
Vielleicht ist das der wichtigste Job, den wir als Vater oder Mutter haben:
Wie ein Baum zu sein.
Da zu sein.
Es sind nicht nur die Aktivitäten, die uns mit den Kindern verbinden.
Das gemeinsame Tun.
Das war und ist es oft, wird aber immer seltener.
Die Kinder werden groß und gehen oft schon eigene Wege.
Machen eigene Pläne.
Verabreden sich selbständig.
Vergrößern ihren Radius.
Ich biete oft noch an:
Lust, ein Spiel zu machen?
Dies oder das zu tun?
Doch immer häufiger kommt die Antwort:
Nö, Mama.
Und das ist gut.
Das muss so sein.
Das ist ganz normal und gesund.
Nur nicht persönlich nehmen.
Eher meine Rolle neu finden.
Und die Verantwortung annehmen, die so entstehenden Freiräume gut zu nutzen.
Unbedingt auch für mich.
Ja sagen zu Wachstum und Veränderung.
Aber das Wichtigste scheint mir:
Einfach da zu sein.
Sich zu interessieren.
Zu – zu – schauen.
Hin – zu – hören.
Mit – zu – kriegen.
Beständig.
Verlässlich.
Nicht rund um die Uhr.
Aber da zu sein, wenn ein Fenster aufgeht.
Für ein Gespräch.
Für Nähe.
Für Begegnung.
Ich werde mir die Eiche zum Vorbild nehmen.
Sie ist da.
Präsent.
Unaufdringlich.
Selbstverständlich.
Schaue ich auf die Bäume rund ums Haus, öffnet sich mein Blick nach oben zum Himmel.
Und ich denke an noch jemanden:
An einen, der von sich gesagt hat, er sei der „Ich bin da“.
Gott ist ganz Vater.
Immer für dich.
Immer mit dir.
Immer vor dir, um dir den rechten Weg zu zeigen.
Immer neben dir, um dich in die Arme zu schließen und dich zu schützen.
Immer hinter dir, um dich zu bewahren vor der Heimtücke des Bösen.
Immer unter dir, um dich aufzufangen, wenn du fällst.
Immer um dir, um dich zu trösten, wenn du traurig bist.
Immer um dich herum, um dich zu verteidigen, wenn andere über dich herfallen.
Immer über dir, um dich zu segnen.
So war es gestern.
So ist es heute.
Und morgen wird es auch so sein:
Er ist da.
Einfach da.
Foto: unsplash | Jessica Sysengrath