Manchmal ist das ganz schön anstrengend.
Besonders an Tagen, an denen ich selber nicht so ganz bei mir bin.
Erkältet. Müde.
Das Leben geht ja trotzdem weiter.
Trotzdem fordern mich meine Kinder jeden Tag heraus.
Mit ihren Bedürfnissen. Und Wünschen.
Mit Probieren, was geht.
Mit Fragen und Entscheidungen.
Dürfen wir was gucken? Darf ich von den Süßigkeiten? Darf ich heute länger aufbleiben? Darf ich noch zu einer Freundin?
In meiner Müdigkeit bin ich so nah dran, einfach immer Ja zu sagen.
Weil ich dann meine Ruhe hätte.
Und keine nörgelnden Kinder am Bein.
Dann wäre ich nicht die Spaßbremse.
Müsste jetzt nicht diskutieren.
Mein Nein nicht rechtfertigen.
Und übrigens:
Ein Ja hört sich doch immer gut an!
Ein Ja ist so positiv!
Die Kinder warten natürlich auf mein Ja.
Aber letztendlich weiß ich: auch mein klares Nein erwarten sie mit Spannung.
Mein klares Nein kann ich nicht einfach weglassen.
Weil ein ständiges Ja so gar keine positive Größe mehr ausstrahlt.
Weil bei einem ständigen Ja für sie nur irgendwie etwas Langweiliges übrig bliebe.
Etwas Vorhersehbares.
Etwas, was gar keine Leuchtkraft mehr besitzt.
Ein kaputter Leuchtturm ohne Signale.
Mein Ja ist nichts wert, wenn es in meinem Leben kein Nein gibt.
Mein Ja ist nichts wert, wenn ich immer nur Ja sage.
Mein Ja wird erst dadurch zu einem Ja, wenn es auch ein Nein gibt.
Ich darf ab und an mit einem Nein enttäuschen.
Weil wir uns sonst so arm machten.
Mit einem geraden, langweiligen, so positiv klingendem Leben.
Ich darf manchmal sauer und wütend werden.
Denn mein Zorn ist es, der meine Zärtlichkeit so wertvoll macht.
Ich darf ein Leuchtturm sein.
Einer, der regelmäßig und zuverlässig Signale sendet.
Sagt einfach ›Ja‹, wenn ihr ›Ja‹ meint, und ›Nein‹, wenn ihr ›Nein‹ meint.
Matthäus 5,37
Foto: unsplash | Evgeni Tcherkasski