Gestern spätabends am weit geöffneten Fenster.
Ich höre ein zartes Gezwitscher, das sich nach und nach zu einem virtuosen Vortrag steigert.
Sie ist tatsächlich wieder da!
Ja, das, was da jubiliert muss die Nachtigall sein.
Um diese Uhrzeit gehört die Bühne ganz alleine diesem kleinen Wesen.
Und ich bin ihre ergriffene Zuhörerin.
Soviel unerwartete Schönheit kommt mir entgegen.
Verzaubert lausche ich dem Gesang, dem Lob aus der Mitte der Nacht.
Mal klingt es verhalten, mal kräftig und bestimmt.
Mir fallen die berühmten, klugen Worte von Tagore ein, die besagen:
“Glaube ist der Vogel, der singt, wenn die Nacht noch dunkel ist.“
Zuversicht haben, begründete Hoffnung, das ist Glaube.
Nicht entmutigt aufgeben, wenn du müde und kraftlos bist.
Wenn du ängstlich bist.
Du dich mit Schwierigkeiten herumplagst.
Dann gilt: Konzentration auf das, was da ist.
Nicht auf das, was fehlt.
Hoffnung nimmt in der Nähe anderer Menschen Gestalt an.
Wenn du entdeckst, dass es mehr Menschen um dich herum gibt, die es gut mit dir meinen, als du denkst.
Menschen, die dir Stärkung sind auf deinem Weg.
Die dich tragen in ihren Gedanken und im Gebet.
Die dich willkommen heißen mit allem, womit du kämpfst.
Die dir das Glauben etwas leichter machen.
Und dann dieses Vertrauen, dass Gott es sehr gut mit dir meint.
Selbst mitten in der Nacht.
In dem begrenzten Horizont deiner Gedanken.
Wo immer du gerade stehst, ruft er dir zu:
Ich bin da!
Selbst dann, wenn du das manchmal nicht wahrnehmen kannst.
Dir der Glaube fremd ist wie ein unbekannter Vogelruf.
Selbst dann, wenn der Glaube dir mutig und verwegen erscheint.
Der Nacht zum Trotz.
Gott ruft dich.
Er wirbt um dich.
Mit seiner Liebe.
Er flüstert dir zu:
Bei mir bist du zu Hause!
Die Dinge können sich wandeln.
Schweres kann wieder leicht werden.
Die Nacht ist da, aber sie wird ein Ende haben.
Der neue Tag kommt.
Glaube ist der Vogel, der singt, wenn die Nacht noch dunkel ist.
Lernen von der Nachtigall.
Foto: unsplash | Andrey Gulivanov