Wenn ich mit einem neuen „Schüler“ in das Stimm- und Sprechtraining einsteige, geht es in den ersten Lektionen sehr viel um Selbstwahrnehmung. Vielen Menschen fällt es gar nicht so leicht zu beschreiben, wie sie sich und ihre Stimme wahrnehmen, was ihnen gefällt oder was sie stört.
Deshalb ermutige ich sie zum Beispiel, ein Tier zu nennen, mit dem sie sich gut identifizieren können und das ihren Charakter am besten widerspiegelt. Die beliebtesten Tiere sind – wer hätte das gedacht – der Hund, die Katze und das Pferd. Es gibt aber auch die Mäuse, die Hasen und die Schildkröten. Ochsen und Esel kamen allerdings noch nie vor.
Im zweiten Schritt bitte ich meine Schüler, ihren Namen zu nennen und ihrer Stimme eine Eigenschaft zuzuschreiben. Da höre ich dann: „Ramona, die Ruhige.“ Oder „Ladislaus, der Laute.“ Oder „Sascha, der Schnelle.“
Noch nie habe ich gehört: „Gundula, die Gutmütige“, „Dora, die Demütige“, Fritz, der Friedfertige“ oder „Stefan, der Sanftmütige“.
Die Ziele sind hoch gesteckt: am liebsten wollen alle den Unterricht als stolze Löwen oder kräftige Tiger verlassen, durchsetzungsstark und dominant. Der Mensch liebt es eben, das Große und Starke. Er strebt nach Anerkennung, Schönheit und Macht.
Ich erwähnte es schon: der Ochse und der Esel stehen nicht sehr hoch im Kurs. Sie taugen heutzutage gerade mal als Schimpfwörter für dumme, träge und gleichgültige Menschen.
Die Attribute, die man in biblischer Zeit mit den Beiden verband, sind ganz andere, wobei auch nicht gerade populär in unserer heutigen Gesellschaft:
Es sind die Friedfertigkeit, die Gutmütigkeit, die Stärke, die Demut, die Klugheit, die Feinfühligkeit, die Sanftheit und das geduldige Ertragen.
Die Tiere, die Jesus nach seiner Geburt wohl am nächsten gewesen sind, symbolisieren also genau jene Eigenschaften, die Jesus besonders auszeichnen.
Sie laden uns zur Nachahmung ein.
Die meisten der oben genannten Qualitäten werden in der Bibel als Früchte des Geistes beschrieben. Es sind die Gaben, die in denen wachsen, die sich auf das Abenteuer des Glaubens einlassen.
Du bist in diesen Tagen eingeladen, dich zu besinnen:
Welche Werte bestimmen dein Leben? Welchen Anteil haben Demut und Sanftheit in deinen Charakterzügen? Wie kannst du den Früchten des Geistes näher kommen?
Die Welt braucht sie dringend, die gutmütigen Gundulas, die demütigen Doras und die sanftmütigen Stefans.
Erinnere dich daran, dass diese guten Seiten auch in dir durch die Kraft des Heiligen Geistes wachsen können. Behalte Gott als deinen Retter im Blick. Er liebt das Kleine und das Schwache. Sein Herz strebt danach, dich lieben zu dürfen, dir zu helfen, dich aufzurichten und nach Hause zu bringen.
Ihm kannst du dich und dein ganzes Wesen anvertrauen.
Möge Gott dir immer wieder gute Begleiter schenken, die in Geduld zu dir stehen.
Jesus Christus schenke dir seine geduldige Stärke.
Der Heilige Geist erfülle dich mit Früchten des Glaubens.
Amen