Urlaub in den Bergen.
In einer Hütte weit oben auf 1900 Meter Höhe.
Nur wir fünf.
So:
Jeden Morgen Frühstück mit Blick auf die Gipfel.
Dem Himmel unglaublich nah.
Um uns herum grasen die Kühe und bimmeln mit ihren Glocken.
Ein Sinnbild der Bodenständigkeit, Ruhe und Zufriedenheit.
Wir sind eine glückliche Familie.
Lächeln auf allen Bildern.
Jeden Tag Eis oder Apfelstrudel.
Wandern und kaum einer jammert.
Keine Mückenstiche.
Sauna am Abend.
Wärme, die mich dabei wohlig durchflutet.
Und unzählige Kartenspiele am Feuer.
Drei Bücher gelesen.
Mit einem Glas Wein in der Hand tiefe Gespräche mit meinem Mann geführt.
Es könnte uns nicht besser gehen.
Ich möchte ewig bleiben.
Und so:
Berge können unglaublich steil sein.
Und anstrengend, wenn man einen Gipfel erklimmen möchte.
(Wo ist meine Kondition geblieben?)
Nach einer Woche Sonnenschein verschwindet die Sonne.
Es regnet und es wird vom einen auf den anderen Tag ziemlich kühl hier oben.
Ich würde zwischendurch gerne mal die Tür hinter mir schließen.
Aber Almhütten sind eng. Auch die komfortablen.
Die Kinder streiten nicht weniger als vorher.
Und sind nur ruhig und zufrieden, wenn sie das Smartphone in der Hand halten.
Und eigentlich nur DANN können wir Eltern uns mal vernünftig unterhalten.
(Kann Urlaub mit Kindern überhaupt erholsam sein?)
Ich muss schon so viel an nächste Woche denken.
Daran, dass Schule und Arbeit wieder beginnen.
Ich vermisse mein eigenes Bett.
(Werde ich jetzt alt?)
Im Schrank gibt‘s kaum noch saubere Unterhosen.
Mir fehlen unsere Katzen und die Schildkröten.
Ich will nach Hause.
Aber auch so:
Das Gute in den kleinen Momenten suchen.
Im ganz schlichten Muh und Mäh.
Nicht im ganz Großen.
Nicht im Schneller, Höher, Weiter.
Dankbar sein, dass wir überhaupt verreisen können.
Und dafür, dass wir ein Zuhause haben, zu dem wir zurück kommen können.
Diese großartige Bergwelt, die Stille, die würzige Luft, die Blumenwiesen, die klaren Bäche, den tiefen Frieden und die Freiheit hier oben in Erinnerung behalten.
Auch wenn es hier mal rauer zugehen kann.
Anerkennen, dass die Seele hinterher reist.
Dass sie ihre Zeit braucht, um anzukommen.
Akzeptieren, dass es langsam geht mit der Erholung.
Und die Entspannung erst am Ende des Urlaubs wirklich einsetzt.
Dann, wenn es schon fast wieder an‘s Packen geht.
Und immer wieder merken:
Ich nehme mich selbst mit.
Mich und mein ganzes buntes Leben.
Meine Ansprüche und Wünsche.
Egal wohin.
Und deshalb darf es SO sein.
Und SO.
Und SO aber auch.
Und dann ist es gut.
Ja, hier oben im Stockwerk zwischen Sternschnuppen und Talwelt, zwischen Himmelblau und Moosgrün erkenne ich:
So wie es ist, darf es sein.
Und so wie es ist, ist es gut.
Foto: unsplash | Thomas Galler