Heute morgen unterrichte ich das erste Mal in meinem neuen Raum.
Ich betrete ihn und bin so dankbar, dass ich ihn gefunden habe.
Oder besser gesagt: der Raum hat wohl zu mir gefunden.
Denn ich hatte schon längst aufgehört, meine Träume zu träumen. Weiter zu denken, als meine Grenzen und Möglichkeiten es zuließen.
Ich wusste nur: Es sollte sich etwas ändern. Zu Hause mag ich nicht mehr unterrichten. Es bringt so viel Unruhe in die Familie und unser Nest. Es ist zu wenig Platz da.
Die Unzufriedenheit wuchs.
Dann kam durch ein nettes Gespräch und ein verständnisvolles Herz das Angebot für diesen Raum und ich wusste: Das ist es.
So fahre ich heute Morgen zur Arbeit. Ziehe ein in dieses Zimmer. Öffne einer neuen „Schülerin“ die Tür. Bin sehr gespannt, wer da zu mir kommt und sich mir anvertraut.
Ich habe solchen Respekt, wenn Menschen sich aufmachen, etwas zu verändern. Denn dieser Wunsch nach Veränderung ist ein toller Motor. Zu spüren, dass da jemand ist, der seine Stimme und Sprechweise ändern will und nur noch nicht weiß, an welchen Schrauben man drehen muss und sollte, damit es läuft.
Und dann sitzen wir und unterhalten uns. Lernen uns kennen und finden uns sympathisch. Lachen und sind ernst bei der Sache. Ich höre genau hin und erfahre so, was für den Moment und die nächsten Stunden wichtig ist. Bin letztendlich neugierig, was sich daraus entwickeln wird. Wie wir das Sich-Ändern-Wollen mit Leben füllen werden.
Zum Schluss zeige ich der Frau einen Bergkristall. Lade sie ein, ihn zu drehen und zu wenden. Vergleiche den Stein mit ihrer Persönlichkeit und ihrer Stimme. In der Bewegung erst sieht man die vielen Facetten und die Farben die sich widerspiegeln. Die Klangfarben einer Stimme sind potentiell da, manchmal sehr verborgen, können aber entdeckt werden. Durch drehen und wenden, auf den Kopf stellen und hinterfragen.
Mut ist, den Kristall nicht immer auf die gleiche Weise in der Hand zu halten.
Ich darf Wegbegleiter sein. Ermutigung und Hilfestellung.
Werde dabei meistens selbst sehr reich beschenkt.
Unterrichten macht glücklich.
Foto: privat